Die Olivenernte

Für die Ernte der 120 Olivenbäume ließen wir uns zumeist von erfahrenen Erntearbeitern unterstützen damit die kostbaren Oliven schnell und frisch bei der Ölmühle ankommen.

Dabei war die harte körperliche Arbeit oft schon nach drei Tagen beendet – je nach Erntejahr kamen 30 – 50 volle Olivensäcke zusammen, die dann überall im Olivenhain verteilt lagen. Danach ging es zur Ölmühle wo die Abholung der vollen Säcke vom Feld organisiert wurde. Meistens kam dann noch am selben Abend ein Pickup-Truck oder manchmal auch ein Traktor mit Hänger mit ein paar starken Helfern, die die Säcke aufluden und wegfuhren; schon war der Spuk vorbei.

Je nach Zeitpunkt der Ernte (in Filiatra geht sie von September bis Ende Dezember) wirft ein Zentner-Sack der kleinen Koroneiki-Oliven um die 10-14 Kilogramm Öl ab.

Die Verarbeitung der Oliven verhandelte man am besten gleich mit dem Besitzer der Ölmühle, besonders wenn vor der Halle unzählige Paletten mit gestapelten Olivensäcken auf ihre Verarbeitung warteten. Meisten aber fand sich recht schnell – meist am nächsten Tag – ein Zeitfenster an dem wir unsere recht kleine Ernte durch die Verarbeitungsstraße schicken durften.

Die Verarbeitung dauert in einer modernen Ölmühle circa drei Stunden; vom Entfernen der Blätter und Zweige, über das Waschen, Mahlen, Umwälzen und schließlich dem Zentrifugieren bei dem das Öl von Fruchtfleisch und Wasser getrennt wird. Die Besitzer der Olivensäcke sind hier meistens persönlich zugegen und verfolgen den Prozess aufmerksam. Gerne nimmt man auch hier kleine Kontrollen vor: wurden alle Olivensäcke entleert, kommt die gesamte Ernte auch wirklich in den großen Mischbottichen an? Manchmal hört man Geschichten von “verlorengegangenen” Olivensäcken oder einer unzureichenden Menge ausgelieferten Olivenöls. Vertrauen ist hier gut, Kontrolle scheint besser. Wir sind eher vertrauensselig und interessieren uns mehr für die Arbeitsgänge in der Verarbeitung. Der Lärm in der Ölmühle ist wegen der schnell rotierenden Zentrifugen so ohrenbetäubend, dass man sowieso lieber vor der Halle wartet.

Wenn dann alle Arbeitschritte abgeschlossen sind, kommt der große Moment: das grüne, leicht trübe Olivenöl wird in einen Bottich auf einer großen Waage geleitet. Der Fortschritt lässt sich an der Kilogramm-Skala der Waage verfolgen: wieviele Kilogramm erzielt die Ernte dieses Jahr? Das macht schließlich den Erfolg der Arbeit aus und entscheidet für viele (Klein-)bauern über den Verdienst, den sie in diesem Erntejahr gewinnen. Meist wird ein Großteil der Ernte gleich nach der Pressung an die Ölmühle verkauft, die sie zum Marktpreis (der zur Erntezeit eher niedriger ist) gerne abnimmt und an die Kooperative oder Großhändler weiterverkauft.

Unser Ertrag ist mit 300 – 500 Kilogramm Olivenöl nicht besonders hoch; viele Bauern haben mehr als eintausend Bäume; dennoch ist auch eine solche Menge Olivenöl für den Eigenkonsum über das Jahr verteilt nur bedingt aufzubrauchen. Gleichzeitig wäre es schade, diese Menge das gute Öl direkt an einen Großhändler abzugeben, der es nach Italien transportiert.

Die Idee, unser Olivenöl selbst abzufüllen und direkt zu vertreiben war damit geboren. Seit mehr als 15 Jahren haben wir viele treue Kunden in Deutschland gewonnen und damit den Ansporn, auch im nächsten Jahr wieder raus aufs Feld zu gehen und ein unverfälschtes Naturprodukt von der Ernte bis zur Abfüllung handwerklich herzustellen.